Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx by Lohmann Alexander

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx by Lohmann Alexander

Autor:Lohmann, Alexander [Lohmann, Alexander]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Lübbe
veröffentlicht: 2012-03-21T17:00:00+00:00


V. TEIL:

DIE HERRIN DES WEISSEN WALDES

22.

Gontas stand an den Ufern des Lethe und wusch sich gründlich. Er säuberte auch seine Kleidung. Vor ihm stieg die Sonne aus den Wassern des riesigen Sees, hinter ihm ragten die Tafelberge auf, deren Flanken zum See hin flach abfielen und die zyklopischen, aber verfallen wirkenden Bauten von Kar Ombos trugen. Eine kühle Brise strich über das graue Wasser.

Auch Mart und Tori stiegen zum Ufer hinab. Sie brachten die Dromedare und das Gepäck aus dem Tal der lebenden Steine herbei.

»Hm, das is also der Lethe.« Tori blieb neben Gontas stehen und schaute auf das Wasser. Die Tiere drängten an ihr vorbei und beugten den Kopf.

»Hat keinen guten Ruf, der See«, sagte Mart. »Da kenn ich Geschichten drüber …«

»Ich kenne nur eine.« Gontas zog die Hose wieder an und streifte den Burnus über. Die nassen Sachen klebten auf der Haut und zogen den letzten Rest Wärme aus seinem Körper. Aber es konnte nicht mehr lange dauern, dann würde es heiß werden.

»Die Geschichte«, fuhr Gontas fort. »Sardik, der Herr des Krieges, schlägt an den Wassern des Lethe die Dämonen zurück und bewahrt die Welt für die Menschen.«

»Hm, aye«, sagte Tori. »Das ist eine Geschichte über diesen Ort. Die Gebeine der Dämonen bilden das Ufer, ihr Blut füllt den See. Ich würd nicht davon trinken.«

Mart schnaubte. »Übertreib’s nicht mit dem Aberglauben, du Waschweib. Ein Fluss füllt den See, das hat sogar der Finckelbruder gesagt.«

»Was auch immer«, sagte Gontas. »Blutiger Boden, blutiges Wasser. Ich habe viele solche Orte gesehen und manche davon selbst dazu gemacht. Ich habe keine Angst vor alten Schlachtfeldern. Und das Wasser hier werden wir trinken, denn wir haben kein anderes mehr.«

»Du willst also weiter hinter Tarukan her«, stellte Mart fest. »Wir haben viel Ausrüstung verloren. Und wir haben nur noch ein Wasserfass.«

»Ihr habt den Hexenmeister gehört«, sagte Gontas. »Auf der anderen Seite des Sees liegt der Fluss, der bis zur Zitadelle führt. Da haben wir auf dem ganzen Weg Wasser genug.«

»Mehr Wasser, als wenn wir da zurückgehen, wo wir hergekommen sind«, pflichtete Tori ihm bei.

»Wenn wir Tarukan eingeholt haben, holen wir uns von ihm, was wir für den Rückweg brauchen«, sagte Gontas.

»Klar.« Mart klang bissig. »Tarukan hat zweihundert Männer bei sich. Da gibt’s bestimmt genug, um uns auszurüsten.«

»Angst?« Gontas grinste spöttisch. »Wir wussten vorher, dass Tarukan eine eigene Armee hat. Und jetzt plötzlich willst du klein beigeben und die Schätze der Zitadelle ihm überlassen?«

»Weiß nicht«, brummte Mart. »Hab mir überlegt, was er wohl alles in Kar Ombos zurückgelassen hat. Wär leichter, wenn wir da unsern Anteil abgreifen, wo seine Wachen doch jetzt unten im Keller mit den Maden kuscheln.«

Gontas biss die Lippen aufeinander. Er schüttelte den Kopf.

Tori betrachtete die Stadt der Dämonenbeschwörer, die düster im Morgenlicht über ihnen lag. »Hm, ich tät mich lieber unter der Sonne mit Tarukans Kläffern balgen, als dass ich noch mal da drüben in den Löchern die Abfallhaufen durchwühle.«

Mart gab nach. »Meinetwegen. Die fette Löhnung ist vermutlich sowieso nicht hier zu holen.«



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